Standards für Schulessen in Europa
Zuletzt aktualisiert : 09 May 2012Kulturelle und ökonomische Unterschiede beeinflussen Art und Qualität von Schulessen in Europa. Schulessen tragen wesentlich zur Gesamtenergie- und Nährstoffaufnahme von Kindern bei. Aus diesem Grund gibt es vonseiten der Regierungen, Schulen und Eltern verschiedene Anstrengungen, den Nährwert von Schulessen zu verbessern.
Schulessen bieten eine gute Gelegenheit, gesundes Essverhalten zu erlernen. Ausgewogene Mahlzeiten in der Schule werden mit besserer Konzentration der Schüler während des Unterrichts, besserem Schulerfolg und weniger Krankheitstagen in Zusammenhang gebracht.1,2 Angesichts der Bedeutung von Schulessen stellt sich die Frage: Was wird in den einzelnen europäischen Ländern getan, um sicherzustellen, dass jedes Kind ein gesundes und schmackhaftes Mittagessen bekommt?
Staatliche Standards für Schulessen
In vielen Ländern Europas sieht die Ernährungspolitik Standards vor, die Schulen helfen sollen, ernährungswissenschaftlich ausgewogene Mahlzeiten bereitzustellen, die gleichzeitig auch die allgemeine Esskultur des jeweiligen Landes widerspiegeln. In vielen Fällen wird das Mittagessen in der Schule in einem Cafeteria-ähnlichen Rahmen eingenommen, wo die Kinder das Essen von einer zentralen Ausgabestelle erhalten (z.B. in Finnland, Schweden und Italien).3
In Finnland und Schweden, wo Schulessen generell aus staatlichen Mitteln bestritten werden, erfolgt die Gestaltung der Mahlzeiten nach den nationalen Ernährungsrichtlinien, einschließlich des sogenannten „Teller-Modells“. Ein Beispielessen zur Ansicht soll den Kindern bei der Selbstbedienung als Hilfe dienen. Schulen in Schweden erhalten ein webbasiertes Beurteilungssystem.4,5
In England bieten die Schulen mittags eine Reihe von Gerichten an, deren Auswahl auf bestimmten Lebensmittel- und Nährstoffstandards beruht. Speisen mit hohem Salz-, Zucker- und Fettgehalt werden nur begrenzt angeboten (z.B. gibt es frittierte Lebensmittel nicht öfter als zweimal in der Woche), während nährstoffreiche Nahrungsmittel verstärkt angeboten werden (d.h. mindestens eine Obst- und eine Gemüseportion pro Tag). Speisen und Getränke eines durchschnittlichen Schulessen müssen vordefinierten Kriterien für 14 verschiedene Nährstoffe entsprechen.6
In Frankreich muss jedes Schulessen aus einem Hauptgericht (auf der Basis von Fleisch, Fisch, Eiern, Innereien oder Käse) sowie einer Beilage, einem Milchprodukt und entweder einer Vor- oder einer Nachspeise bestehen. Die Standards schreiben vor, wie häufig Gerichte in einem 20-Mahlzeiten-Zyklus angeboten werden. So müssen z.B. mindestens zehn Mahlzeiten innerhalb eines Zyklus‘ gekochtes Gemüse enthalten, zehn müssen von Hülsenfrüchten, stärkehaltigen Lebensmitteln oder Zerealien begleitet sein, und acht Mahlzeiten müssen eine Nachspeise aus frischem Obst enthalten. Die Portionsgrößen richten sich nach der Art des Gerichtes und der Altersgruppe.7
In manchen Ländern – einschließlich Norwegen, Dänemark, Niederlande und Belgien – gibt es kein System, das Schulen verpflichtet, ein Mittagessen für die Kinder bereitzustellen. In den meisten Ländern (außer in Finnland) dürfen Kinder auch ihre eigenen Lunchpakete von zu Hause mitbringen.3
Was gehört in ein ausgewogenes Lunchpaket?
Es ist aufwändig, ein gesundes Mittagessen zusammenzustellen, aber die nachstehenden Empfehlungen geben dabei Hilfestellung. Verwenden Sie eine Vielfalt an Nahrungsmitteln, damit die Kinder alle Nährstoffe bekommen, die sie brauchen.
Ein ausgewogenes Lunchpaket sollte Folgendes enthalten8:
- Mindestens eine Portion Obst und eine Portion Gemüse (eine Handvoll, roh oder gekocht).
- Eine Portion eines stärkehaltigen Lebensmittels (z.B. Brötchen, Pizzabrot, Tortilla-Wrap, Teigwaren, Reis), wenn möglich Vollkornprodukte.
- Eine Portion eines Milchprodukts (z.B. Halbfett-Milch, Käse, Joghurt).
- Eine Portion eines eiweißreichen Lebensmittels: Fleisch (z.B. Huhn, Rindfleisch ohne Fettrand, gelegentlich auch Fleischprodukte wie Schinken oder Wurst), Fisch (ölreicher Fisch wie Lachs oder Sardinen, mindestens einmal alle drei Wochen), Eier oder Hülsenfrüchte.
- Als Getränk Wasser, Fruchtsaft oder Halbfett-Milch.
- Als Snacks für zwischendurch eignen sich ungesalzene Nüsse, frisches oder getrocknetes Obst, Gemüseschnitze mit Käse oder Hummus. Gelegentlich kann man zur Abwechslung auch ein kleines Päckchen Chips, ein Stück Obstkuchen oder einen Fruchtriegel mitgeben.
Das Mittagessen genießen
In ganz Europa bilden Ernährungsstandards für Schulessen die Basis für eine bessere Nährstoffversorgung der Schulkinder. Dieses Ziel lässt sich jedoch nur dann erreichen, wenn Schüler das Schulessen wirklich mögen und auch zu sich nehmen. Dieser Aspekt ist bei der Gestaltung von Schulessen bisher oft vernachlässigt worden. Deshalb beteiligt man heute die Kinder selbst an der Gestaltung der Schulessen, von der Planung bis zu Geschmackstests. Auch die Eltern sind aufgerufen, sich in die Essensplanung an Schulen einzubringen. Zudem kann die richtige Gestaltung der Essensumgebung die Speisenwahl verbessern, Anstehzeiten verringern und soziale Interaktionen unterstützen. Idealerweise sollte die Sorge um das Schulessen Teil eines schulischen Gesamtkonzeptes zur Gesundheitsförderung sein.1,9,10
Literatur
- Storey HC et al. (2011). A randomized controlled trial of the effect of school food and dining room modifications on classroom behaviour in secondary school children. Eur J Clin Nutr 65(1):32–8.
- Belot M & James J. (2011). Healthy school meals and educational outcomes. J Health Econ 30(3):489–504.
- School Food Trust (2008). The provision of school food in 18 countries.
- Finnish National Board of Education (2008). School meals in Finland. Finnish National Board of Education.
- Livsmedelsverket website, Skolmåltider section.
- The Education (Nutritional Standards and Requirements for School Food) (England) (Amendment) Regulations 2011 No. 1190.
- Arrêté du 30 septembre 2011 relatif à la qualité nutritionnelle des repas servis dans le cadre de la restauration scolaire JORF n°0229 du 2 octobre 2011:16575.
- School Food Trust, packed lunches section.
- Harnoun D et al. (2011). Nutrient-based standards for school lunches complement food-based standards and improve pupils' nutrient intake profile. Br J Nutr 106(4):472–4.
- Bertin M et al. (2012). School meals in French secondary state schools: do national recommendations lead to healthier nutrition on offer? Br J Nutr 107(3):416–27.
Verweise
- Storey HC et al. (2011). A randomized controlled trial of the effect of school food and dining room modifications on classroom behaviour in secondary school children. Eur J Clin Nutr 65(1):32–8.F
- Belot M & James J. (2011). Healthy school meals and educational outcomes. J Health Econ 30(3):489–504.
- School Food Trust (2008). The provision of school food in 18 countries.
- Finnish National Board of Education (2008). School meals in Finland. Finnish National Board of Education.
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- The Education (Nutritional Standards and Requirements for School Food) (England) (Amendment) Regulations 2011 No. 1190.
- Arrêté du 30 septembre 2011 relatif à la qualité nutritionnelle des repas servis dans le cadre de la restauration scolaire JORF n°0229 du 2 octobre 2011:16575.
- School Food Trust, packed lunches section.
- Harnoun D et al. (2011). Nutrient-based standards for school lunches complement food-based standards and improve pupils' nutrient intake profile. Br J Nutr 106(4):472–4.
- Bertin M et al. (2012). School meals in French secondary state schools: do national recommendations lead to healthier nutrition on offer? Br J Nutr 107(3):416–27.