Qualitätsregelungen für Lebensmittel: Antworten auf häufig gestellte Fragen | Eufic

Qualitätsregelungen für Lebensmittel: Antworten auf häufig gestellte Fragen

Zuletzt aktualisiert : 10 June 2021
Inhaltsverzeichnis

    Einige europäische Lebensmittel sind bekannt für ihre einzigartigen Qualitätsmerkmale, zum Beispiel eine starke Verbindungen zu ihrer geografischen Herkunft oder nachhaltige Produktionsmethoden. Verschiedene Qualitätsregelungen schützen diese Produkte innerhalb und außerhalb der Europäischen Union. Diese Systeme sollen sicherstellen, dass die dadurch geschützten Produkte für ihre besonderen Eigenschaften anerkannt, vor Betrug und Missbrauch bewahrt und dass ihre Hersteller angemessen entlohnt werden. Dieser Artikel beantwortet einige häufig gestellte Fragen zu solchen Qualitätsregelungen und ihrer Relevanz.

    Inwiefern profitieren Produzenten und ländliche Gemeinden von Qualitätsregelungen für Lebensmittel?

    Die meisten Aktivitäten im Zusammenhang mit der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln, die durch die Qualitätsregelungen geschützt sind, finden in ländlichen Gebieten statt. Hier besteht ein direkter Vorteil darin, dass neue und oft gut bezahlte Beschäftigungsmöglichkeiten für die Bewohner dieser Gebiete entstehen.1

    Aus kultureller Sicht tragen Programme, die sich auf die geografische Herkunft und die traditionellen Aspekte von Lebensmitteln konzentrieren, zur Erhaltung und Förderung des kulturellen Erbes bei.1 Dies beinhaltet die Aufrechterhaltung des traditionellen Know-hows sowie die Bewahrung der gastronomischen Traditionen. Darüber hinaus bringt der kollektive Charakter des Zertifizierungsprozesses verschiedene Interessengruppen zusammen und fördert die lokale Zusammenarbeit.2 Gewinnt ein Produkt bei Verbrauchern an Beliebtheit, kann es Touristen anziehen, die sich für die Geschichte des Produkts, seine Herstellung und den Qualitätskontrollprozess interessieren. Infolgedessen können auch verwandte Sektoren wie Tourismus und Gastgewerbe in ländlichen Gebieten von Programmen zur Verbesserung der Lebensmittelqualität profitieren. Die wirtschaftliche Entwicklung dieser Regionen kann dann auch zu anderen Vorteilen führen, zum Beispiel einer verbesserten Infrastruktur und öffentlichen Einrichtungen, einer besseren Landnutzung und einer effizienteren Handhabung der natürlichen Ressourcen.2

    Damit diese Vorteile aber auch wirklich in den ländlichen Gemeinden und bei den Produzenten ankommen, müssen Produkte, die durch Qualitätsregelungen geschützt sind, gut vermarktet werden. Um den Nutzen von Qualitätsregelungen zu maximieren, sollten aber auch komplexe bürokratische Verfahren vereinfacht und betrügerische Praktiken gestoppt werden.1

    Werden geschützte Lebensmittel nachhaltig hergestellt?

    Bei der Diskussion über Nachhaltigkeit ist es wichtig, die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen – die soziale, wirtschaftliche und ökologische Dimension. Qualitätsregelungen für Lebensmittel können einen erheblichen Mehrwert wie neue Beschäftigungs- und Unternehmertumschancen schaffen und so zur wirtschaftlichen Nachhaltigkeit in ländlichen Gebieten beitragen. Durch die Bewahrung des traditionellen Wissens, der kulinarischen Kultur und der regionalen Identität fördern sie die soziale Nachhaltigkeit.

    Die Regelungen schreiben häufig die Verwendung lokaler Arten oder Rassen sowie spezifische landwirtschaftliche Praktiken vor.2 Dies kann sich positiv auf die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit auswirken. Das Strength2Food-Projekt stellte fest, dass Produkte, die durch Qualitätsregelungen für Lebensmittel geschützt sind, im Vergleich zu nicht geschützten Produkten geringere Treibhausgasemissionen pro Hektar Land verursachen.1 Da Produkte, die aufgrund ihrer geografischen Lage geschützt sind, in einem bestimmten Gebiet hergestellt und verarbeitet werden müssen, sind die mit dem Transport verbundenen Emissionen geringer.1 Bei der Wasserverschmutzung und dem CO2-Fußabdruck pro Tonne konnten bei der Herstellung geschützter und nicht geschützter Produkte jedoch keine nennenswerten Unterschiede festgestellt werden.1

    Das Bio-Siegel-System ist besonders wichtig im Zusammenhang mit der ökologischen Nachhaltigkeit, da die ökologische Lebensmittelproduktion bekanntermaßen mehrere Vorteile bietet, zum Beispiel die Förderung der biologischen Vielfalt, die Verbesserung der Gesundheit von Bestäubern, den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und eine bessere Abfallwirtschaft.3

    Einige Produkte sind aufgrund ihrer geografischen Herkunft sowie ihrer biologischen Produktionsmethoden geschützt. Solche Produkte können Vorteile bieten, die für beide Arten von Qualitätsregelungen typisch sind.

    Werden EU-Qualitätsregelungen für Lebensmittel auch außerhalb von Europa anerkannt?

    Lebensmittel, die aufgrund ihrer geografischen Herkunft geschützt sind, werden im Rahmen des EU-Systems für geistige Eigentumsrechte berücksichtigt.4 Dies bedeutet, dass die Namen dieser Produkte sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU geschützt sind. Oft werden spezifische Schutzabkommen zwischen der EU und Drittländern unterzeichnet, um sicherzustellen, dass Produkte vor Missbrauch oder Fälschung geschützt sind. Umgekehrt können Produkte aus dem Ausland auch innerhalb der EU geschützt werden, wenn eine entsprechende Einigung erzielt wurde.4 Beispiele für solche Produkte sind Phu Quoc Fischsauce aus Vietnam (g.U.) und Doi Chaang Kaffee aus Thailand (g.g.A.), die im Rahmen des Strength2Food-Projekts untersucht wurden. Einige Gütesiegel wie das französische Label Rouge bleiben jedoch länderspezifisch. Dies bedeutet, dass durch sie geschützte Produkte nur innerhalb des Landes für ihre besonderen Eigenschaften anerkannt werden.

    Der Verkauf von ursprungsgeschützten Lebensmitteln ist eine wichtige Einnahmequelle für europäische Hersteller. Im Jahr 2019 belief sich der Umsatz mit solchen Produkten auf 74,76 Milliarden Euro.5 Über ein Fünftel dieses Betrags wurde durch Verkäufe außerhalb der Europäischen Union erzielt.5 Diese Verkäufe waren nur möglich, weil EU-Qualitätsregelungen sowohl innerhalb als auch außerhalb Europas anerkannt und geschützt sind.

    Für Bio-Lebensmittel gelten andere Regeln. Wird ein Produkt gemäß den EU-Anforderungen für den ökologischen Landbau im Ausland hergestellt, kann es als Bio-Lebensmittelprodukt in die EU exportiert werden.6 Ob ein in der EU nach EU-Vorschriften hergestelltes Lebensmittelprodukt als Bio-Produkt außerhalb der EU anerkannt wird, hängt von den Rechtsvorschriften des Einfuhrlandes ab.

    Warum sind geschützte Lebensmittel teurer?

    Produkte, die durch Qualitätsregelungen für Lebensmittel geschützt sind, können aus mehreren Gründen teurer sein als ihre nicht geschützten Gegenstücke. So kann die Herstellung dieser Produkte aufgrund der Anforderungen, die eingehalten werden müssen, teurer sein.1 Dies ist beispielsweise der Fall, wenn für ein g.U.-Produkt lokale Ressourcen verwendet werden müssen. In einigen Fällen kann dies weniger kosteneffizient sein als die Verwendung nicht lokaler Ressourcen. Bio-Produzenten müssen häufig spezielle Produkte wie natürliche Pestizide verwenden, die möglicherweise teurer sind als synthetische. Die Herstellung und Verarbeitung geschützter Produkte erfordert darüber hinaus häufig hochqualifizierte Mitarbeiter mit Fachwissen. Die Beschäftigung solcher Mitarbeiter kann für den Hersteller teurer sein.

    Verweise

    1. STRENGTH2FOOD (Strengthening European food chain sustainability by quality and procurement policy).
    2. Food and Agriculture Organization (FAO) (2018). Strengthening sustainable food systems through geographical indications: An analysis of economic impacts. Rome, Italy: FAO.
    3. Sandhu HS, Wratten SD, & Cullen R (2010). Organic agriculture and ecosystem services. Environmental science & policy, 13(1), 1-7.
    4. European Commission website, Quality schemes section. Accessed 18 November 2020.
    5. European Commission (2019). Study on the economic value of EU quality schemes, geographical indications (GIs) and traditional specialities guaranteed (TSGs). Brussels, Belgium: European Commission
    6. Commission Regulation (EC) No 1235/2008 of 8 December 2008 laying down detailed rules for implementation of Council Regulation (EC) No 834/2007 as regards the arrangements for imports of organic products from third countries